Ungünstige Wetterverhält-
nisse machten den diesjäh-
rigen 11. Ironman Europe
vor 90.000 Zuschauern für
alle Teilnehmer zu einer besonders Harten und
schweren Aufgabe. Dennoch nehmen die vier
Starter aus Celle Jens Kramer, Hans-Joachim
Strehlau, Frank Zielke und Torsten Lübke den
Kampf gegen Wind und Wetter sowie gegen die
insgesamt 226 km lange Strecke auf. Doch nur
Kramer und Strehlau erreichen das Ziel in Roth.
Zielke und Lübke müssen den äußeren Um-
ständen Tribut zollen und steigen während des
Radfahrens aus.
 Es ist 6 Uhr morgens, es ist empfindlich kühl und es
regnet in Strömen. Kein guter Tag, um die klassische
Triathlon-Langdistanz in Angriff zu nehmen. Trotzdem haben sich an den Ufern des Main-Donau-
Kanals bereits tausende von Zuschauern eingefunden, um die Startvorbereitungen der 2700 Teil-
nehmer aus 43 Ländern zu beobachten. Die Anspannung und Nervosität der Athleten, die sich
nach und nach in ihre Neoprenanzüge zwängen, ist deutlich spürbar. Was wird dieser Tag brin-
gen?
 Der Schwimmstart der Profis erfolgt um 6.10 Uhr und ihnen folgen ab 6.30 Uhr 12 weitere
Startgruppen, die sich in 5 Minutenabständen in die nur 19 Grad warmen Kanalfluten stürzen
und dieses so zumindest optisch zum Kochen bringen.
Aus Celler Sicht bewältigt Jens Kramer als erster in
der hervorragenden Zeit von nur 57 Minuten die 3,8
km lange Schwimmstrecke. Dicht dahinter folgt Frank
Zielke mit 59 Minuten, Torsten Lübke und Hans-
Joachim Strehlau steigen nach 1:07 bzw. 1:17 Std.
aus dem Wasser. Hektik herrscht im überfüllten Wech-
selzelt, in dem jetzt die mittlerweile schon völlig durch-
näßte Radbekleidung angelegt wird. Jetzt liegen 180
Radkilometer auf einem zweimal zu durchfahrenden
Rundkurs mit vier schweren Steigungen bis zu 10 Prozent vor den Athleten. Schon sehr früh wird
den Fahrern klar, daß sie heute ihre Vorstellungen bezüglich zu erreichender Radzeiten erheblich
korrigieren müssen. Ein kalter und fast brutaler Wind zehrt an den Kräften und an der mentalen
Stärke der Teilnehmer. Dennoch ist es nicht das Wetter sondern sich plötzlich einstellende starke
Magenkrämpfe, die Torsten Lübke nach bis dahin absolvierten 100 Radkilometern dazu veran-
lassen das Rennen abzubrechen. Nach 140 Kilometern muß auch Frank Zielke schweren Herzens
passen. Kopf- und Rückenschmerzen sowie eine von der Kälte und Nässe verhärtete Muskulatur
zwingen den entäuschten Wietzer zur Aufgabe.
 Großes Pech hat Hans-Joachim Strehlau nach 60 Kilometern. Ihm platzt auf einer leichten Ab-
fahrt der Schlauch des Hinterreifens. Er kann jedoch den Schaden beheben und das Rennen fort-
setzen, hat dadurch jedoch 8-10 Minuten verloren, kommt aber letztlich immerhin noch auf eine
Radgesamtzeit von 6:01 Std. Auch Jens Kramer muß sich während der langen 180 Kilometer für
seine Radzeit von 5:50 Std. sehr quälen. Wie auch Strehlau mußte er den Gedanken an Aufgabe
immer wieder aus seinem Kopf verdrängen aber endlich ist das Radfahren vorbei.
 Entscheidend über Sein oder Nichtsein wird jedoch der
sich anschließende Marathonlauf sein. Unter dem großen
Beifall der zahlreichen Zuschauer in Roth gehen die bei-
den Celler auf die 42,2 km lange Laufstrecke und es zeigt
sich, daß Kramer und Strehlau ihre Kräfte noch nicht ver-
verbraucht hahaben. Beide wählen mit langsamen aber
gleichmäßigen Tempo die richtige Taktik, denn es gilt den
Marathon möglichst ohne Gehpausen und Einbrüche zu
überstehen.
 Das Wetter hat sich inzwischen verbessert und zum Laufen nahezu optimal, dennoch werden vor
allem die letzten 12 Kilometern zur besonderen Tortur und scheinen nicht enden zu wollen, jeder
Schritt verursacht Schmerzen. Doch der große Kampfgeist und die Willensstärke der Celler wird
belohnt. Jens Kramer finisht mit der guten Marathonlaufzeit von 4:09 Std. und einer Wettkampf-
gesamtzeit (incl. Wechselzeiten) von 11:05 Std., während Hans-Joachim Strehlau (Marathonsplit
4:25 Std.) das Ziel nach 11:54 Std. erreicht.
 Beide werden, wie alle anderen Finisher auch, von
den vielen tausend Zuschauern im Zielbereich des
Rother Festplatzes begeistert empfangen.

 Ein langer und harter Tag geht zu Ende und während
die Erschöpfung ein wenig weicht stellt sich langsam
das Gefühl von Zufriedenheit ein, ein Gefühl das besagt,
etwas ganz besonderes geleistet zu haben.